Zeitlose Momente in der Musik.
Freunde des neoklassischen Ambient werden am Freitag einen weiteren aufgehenden Stern am Himmel vorfinden. Dann erscheint das Solodebüt von Haythem Mahbouli mit dem Titel „Catching Moments in Time“, über das renommierte japanische Label Schole Records. Seit einiger Zeit bietet das Label außergewöhnlichen Musiker ein Zuhause im klassischen Musikbereich an. Auch wenn der musikalische Background von Haythem Mahbouli sich doch unterscheidet, so besitzen seine akustischen Klanglandschaften faszinierende Schichten. Seine Philosophie ist simpel wie glaubhaft. Musik ist eine Mischung von Klängen, die Emotionen erzeugen. Ehrlich gesagt, das Album ist umwerfend in dieser Tatsache.
Haythem Mahbouli wurde in Tunesien geboren, lebt aktuell in Montréal. Er begann im Alter von 13 Jahren mit dem spielen an der Gitarre. Bald darauf engagierte er sich für lokale Heavy Rock- und Metal-Bands. Was als Hobby begann, entwickelte sich zu einem Vollzeitjob, bei dem Haythem live auftrat und Aufnahmesitzungen produzierte. Später wollte Haythem seinen Horizont auf Originalpartituren, Ambient und zeitgenössische Musik erweitern. Er begann für TV-Spots, Kurzfilme zu komponieren und auch für Videospiele wirkte er in Sachen Sound und Klang mit. Heute ist er Komponist, Multiinstrumentalist und Sound Designer. Sein Debüt spiegelt Stationen in seinem Leben wider, die der Komponist sehr gerne teilt mit dem Hörer. Er übergibt die Farbe und die Leinwand, der Hörer malt sich im Kopf sein Bild der akustisch wie von Geisterhand selbst.
Ein Album zum Dahinschmelzen
Sein Studium der klassischen Musik muss ihn wohl extrem beeindruckt haben, denn das Debütalbum beinhaltet eine komplexe Dynamik mit vielschichtigen Texturen. Es ist ein Album zum Dahinschmelzen. Eine Ode an die moderne, klassische Musik, die mit einem exorbitanten Musikverständnis komponiert wurde. Die tragende Säule in den meisten Stücken bildet das Klavier, mit dynamischen Akzenten und eingängiger Konsonanz von orchestralen Akzenten, die einen passenden Klangrahmen formen. Dabei bewegt sich das Thema oft zwischen sehnsüchtiger Romantik und bittersüßer Melancholie, selbst einen traditionellen Unterton kann man in einigen Stücken heraushören. Den zeitgenössischen Part erfüllen leichte Synthpassagen, hallende Stimmen im Hintergrund und elektronische Puzzleteile, die im Gesamtkonzept ein homogenes Gefüge formen. Der cineastische Anstrich in den Stücken löst immer wieder Wellen an Kaskaden aus, mit dem der Komponist die Welt der Gefühle regelrecht auf den Kopf stellt. Auf einer Ebene, die auf dieser Welt nur sehr wenige Musiker erreichen. Wenn die Streicher-Arrangements sich mit dem Klavier duellieren, das Tempo angezogen wird, der Chor einsetzt, dann kann man durchaus mit den Tränen kämpfen. Ein melodiöser Dolchstoß mitten rein in das Herz, Haythem Mahbouli weiß haargenau, welche Nuance er in den Klangstrukturen auf ein Podest stellt, damit Welten im Kopf und dem Herz kollidieren. Nicht auf einer traurigen Weise, sondern die Essenz aus romantischer Melancholie. In einzelnen Songs steckt eine gewisse Poesie mit philosophischen Zügen. Wie warm umhüllende Regentropfen, die auf einen niederprasseln, um sich mit Tränen der Trauer oder Freude zu vermischten. Für Freunde, die in der Melancholie Verbundenheit und Schönheit sehen
Insgesamt befinden sich 9 Stücke auf dem Album, jeder birgt seine ganz persönliche Botschaft. Den Auftakt macht das zeitlose „Catching The First Moment“, bei dem man quasi schon mal vorbereitet wird, welche Grundstimmung da auf einem zukommt. Die Ästhetik und die Struktur der Songs sind ausnahmslos eine Welle an Gefühlen aus melancholischen Nuancen und einer gewisser Bodenständigkeit, welche man im Genre lange nicht mehr wahrgenommen hat. Beeindruckende Momente bieten auch die Stücke „Loss“, „Growth“ oder „And Miles To Go Before I Sleep“. Natürlich auch der würdige Albumabschluss mit "Catching The Last Moment". Generell kann man kaum einen einzelnen Song hervorheben, das Album funktioniert von der ersten bis zur letzten Note als ein Ganzes, welches einem lange noch beschäftigen wird. Manchmal reichen völlig die einfachen und schlichten Elemente, um ein Universum zu kreieren, das leicht zugänglich ist und trotzdem einen mit einer Art Zauber gefangen nimmt. Und das eine komplette Stunde lang. Für Freunde, die in Melancholie eine Art von Verbundenheit und Schönheit sehen, kommt Catching Moments in Time gerade recht. Das Debüt besitzt genug Eigenkreativität, um nicht zu stark Parallelen zu ziehen im Bereich des neoklassischen Ambient. Und diese Musik ist extrem eingängig und vielschichtig durchkomponiert, dass man sich manchmal ertappt, extreme Gänsehaut zu bekommen oder der gewisse „wow“ Effekt greift minütlich ein. Veröffentlicht wird Catching Moments in Time am 26. April 2019 über Schole Records und erhält von uns eine Empfehlung. Links zu Haythem Mahbouli:
Catching Moments in Time Songliste / Dauer:
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