Wortspiel mit viel Sinnbildhaftigkeit
Die letzte Review 2018 ist zugleich ein perfekter Einstieg für das neue Jahr. Um ehrlich zu sein, besser kann 2019 nicht beginnen, als mit herzergreifenden Klaviersonaten vom Komponisten Bruno Sanfilippo und dem neuen Werk „Pianette“. Es ist ein Album, dass moderne Klassik neu definieren kann, auf eine Weise, wie es nur Musiker können, die ihr komplettes Herzblut in die Kompositionen einfließen lassen. Mit Licht und natürlich die Schatten. Bruno Sanfilippo hat schon viele Alben herausgebracht, doch Pianette avanciert neben „The Poet“ zu seinen persönlichen Meisterwerken vom gebürtigen Argentinier. Das mit Recht, Pianette ist die Seele wahrer Klavierkunst.
Vorstellen muss man Bruno Sanfilippo nun wirklich nicht mehr. Gleich zwei Alben haben eine eigenständige Handschrift in diversen Musikbereichen hinterlassen. Das klassische „Unity“ ist die „Einheit“ von Kunst und Gefühlen. Sie malt Dir viele Gedanken in den Kopf und bringt Erinnerungen zurück. Das letzte Werk „InTRO“ ist expressionistischer und philosophischer, mit Ansätzen im elektronischen Ambient, bei dem das Thema Traum und Deutung in den Vordergrund gerückt ist. Auch Pianette folgt einem Konzept, eines das man als Hörer auch erkennen kann, ohne vorab sich mit dem Album beschäftigt zu haben. Es ist eine Geschichte, die der Komponist erzählen möchte. Auf seine ganz spezielle Art und Weise. Bühne auf also für ein sinnliches, akustisches Puppentheater.
Perfekte Symbiose aus Klavier und der Seele
Tatsächlich bewegen sich beide Ebenen des schönen Wortspiels von Piano und Marionette auf einer erhabenen Bühne der klassischen Musik in der modernen Gegenwart. Der kindliche Geist von Neugier und Unbeschwertheit findet sich in jeden der 12 Stücke wieder. Bukolische Nostalgie könnte man hier als Sammelbegriff einsetzen. Bereits bei den ersten Melodien vom Album, wird man sofort gefangengenommen von Charme und Charakteristik vom neuen Werk. Bruno Sanfilippo‘s Liebe zur Neoklassik bringt er auf einem gefühlsbetonten Spiel auf dem Klavier sehr authentisch herüber, die Akzentverschiebung reicht von fragil, intim und beseelt bis hin zu verträumten und melancholischen Klangteppichen. Die Agogik besteht aus Klangästhetik mit leicht verspielten Artikulationen. Die Klaviersonaten sind durchtränkt mit Empathie und herzergreifenden Arrangements am Klavier. Traum erfüllte Sequenzen voller Wehmut und Gefühl, eine nahezu perfekte Symbiose aus Klavier und der Seele vom sympathischen Pianisten. Doch Pianette hat auch eine andere Seite. Es gibt durchaus Menschen, die beim Anblick von Puppen oder Clowns nicht verzückt - sondern eher verstört, ängstlich oder noch dunklere Gefühlsausbrüche bekommen. Selbst diese Emotionen wurden auf dem Album tiefgründig in den Klangstrukturen verarbeitet. Es sind Sprünge der Tonleiter zwischen Dur und Moll- Tastenanschlägen am Klavier, aber immer mit tiefster Harmonie verbunden. Beide Seiten, das kindhafte, aber auch eine gewisse Schwerkraft sind Eckpfeiler auf dem neuen Werk. Trotzdem ist der bindende Unterstrich eine gewisse positive Aura mit cineastischer Schärfe. Erinnerungen an die schöne Kindheit sind sicherlich das wertvollste Gut, das wir in uns Tragen. Pianette, kann diese Erinnerungen mit Leichtigkeit in unser Herzen streuen, dazu noch ein kleines Lächeln in das Gesicht. Klassische Klavierkunst, makellos und voller Schönheit
Wie erwähnt finden 12 Stücke den Platz auf dem Album, die Spielzeit ist mit 43. Minuten sehr ordentlich ausgefallen. Da das Werk einem Konzept folgt, muss und braucht man keinen Song extra herausgreifen als Albumhighlight, das komplette Album wirkt sehr ausgefeilt und bringt viele Gefühle in einem hervor. Jeder Song behandelt das Thema auf seine eigene Weise. „La Mariposa“ umschreibt die kindlichen Tugenden wie der unbeschwerte Tanz der Schmetterlinge in der Morgendämmerung. „Tin Soldiers“ ist etwas ernster und tiefer, ein prädestiniertes Stück zum Nachdenken. „Doll“ und „Wodden Toys“ umfassen die hellen und dunklen Aspekte auf dem Album am besten, während „Empty Circus“ sehr in Richtung von Einsamkeit und Verlust geprägt wurde. Viele Facetten hat Pianette zu bieten und trotzdem ist die pianistische Einheit nahe der Vollkommenheit. Als Fazit bleibt, Klavier und Bruno Sanfilippo sind schon lange in einer festen Beziehung aus Liebe zur Musik. "Pianette" darf man als klassische Klavierkunst auffassen, sie ist makellos und voller Schönheit. Vielleicht auch die richtige Innovation, das neue Jahr mal mit ruhigen und nachdenklichen Tönen einzuleiten. Denn diese zeitlose Musik ist ein weiterer Beweis für die absolute Daseinsberechtigung des Musikgenres in Zeiten von Pop und Kommerz. Pianette ist wie Balsam, dass sich akustisch auf unsere Seele legt, nicht mit den Gefühlen des Hörers spielt. Man selbst hält alle Faden in der Hand und ist sein eigener Puppenspieler. Wie vom Komponisten es erhofft wurde. Veröffentlicht wird Pianette am 01. Januar 2019 über das hauseigene Label AD21 und erhält selbsterklärend eine Empfehlung von uns. Links zu Bruno Sanfilippo:
Pianette - Songliste / Dauer:
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