Modernes, fiktives Post-Rock Märchen.
Das aktuelle Thema rund um die Klimaveränderung hat ab dieser Woche auch den Post-Rock erreicht. Auf dem neuen Album erzählt die Formation aus Niederlande 'All shall be well' eine fiktive Geschichte über eine Gruppe von Überlebenden in einer postapokalyptischen Welt, die von der Klimakrise heimgesucht wurde. Betitelt mit dem Namen „ZWARTGROEN“, hat die Band einen philosophischen Ansatz zu diesem Thema in akustischer Form zum Ausdruck gebracht. Melodisch verpackt in ein cineastisches Spektakel im modernen Gewand im Musikbereich des Post-Rocks.
Die Band All shall be well stammt aus Haarlem in den Niederlanden. Regional hat man sich durchaus schon einen Namen gemacht, man agiert längst nicht mehr unter dem Radar. Den Bandnamen leitete man durch den berühmtesten Satz der englischen Mystikerin Juliana von Norwich ab - All shall be well (and all shall be well and all manner of things shall be well). 2011 erschien das Debütalbum „ROODBLAUW“, den Nachfolger veröffentlichte die Formation 3 Jahre später. ZWARTGROEN (Schwarzgrün auf deutsch) ist das dritte Album der Niederländer, auf dem die Band den Fokus auf ein gewähltes Konzept richtete. Die Geschichte ist nicht nur durch die Songtitel definiert, die miteinander verbunden sind und den ersten Absatz erzählen. Sondern auch in akustischer Form, der viele Seiten, Gefühlswelten und Schichten abbildet.
Gitarrenwände, die durchaus zu Klangkathedralen mutieren
Nun steht in erster Linie nicht das Konzept zur Debatte, sondern die Musik. Da hat man ein Album abgeliefert, dass sich durchaus zu einem Jahreshighlight herauskristallisieren könnte. Atmosphärische Klanglandschaften, aufgegliedert mit tragenden Säulen aus dem Bereich Post-Rock und Ambient, tangiert mit progressiven Facetten. Die Vielschichtigkeit erarbeitet sich das Album dank der emotionalen Breite, Helle und dunkle Aspekte werden beleuchtet, Stimmungen zwischen Euphorie, Sehnsucht und Resignation werden akustisch vorbildlich umgesetzt. Das kommt in erste Linie von den impulsiven Gitarrenwänden, die durchaus zu Klangkathedralen mutieren können. Natürlich in moderner Post-Rock-Manier gehen die Effekte tief unter die Haut, die Dynamik in den Songstrukturen beherbergen Laute und leise Augenblicke, um in sich zu gehen oder energisch mitzuschwingen. Das ist auch die große Stärke vom dritten Werk, der einsetzende Bombast in einigen Stücken lassen jedes Musikherz vom Post-Rock Freund schmelzen. Auch wenn die fiktive Reise in einem postapokalyptischem Umland das Gefühl von Hoffnungslosigkeit auf dem Album zurückschraubt, so ziehen die insgesamt sieben Stücke in ihrer Abwandlung den Hörer sofort in ihren Bann. Das Album bietet seine Erzählweise teils in Kurzform, teils in ausufernden Kompositionen von 10 Minuten, wo die Band Zeit der Welt hat, um alle Register im Musikgenre zu ziehen. Stücke wie „Beyond us, only darkness“ oder „We Are All, In All Places, Strangers and Pilgrims, Travelers and Sojourners“ stehen hierfür regelrecht Parade. Sehr auffällig ist darüber hinaus die eigene Interpretation im Post-Rock, der zwar einen modernen Rahmen besitzt, doch auch traditionelle Wurzeln beinhaltet. Das homogene Klanggefüge ist dementsprechend auf ein exorbitantes Niveau ausformuliert, melodisch und eingängig abgerundet. Moderner Post-Rock wird hier von den Fünf zelebriert, der durchaus einige neue Impulse für das Genre beinhaltet. Selbst wenn im Genre des Post-Rocks dichtes Gedränge an musikalischen Ausnahme-Talenten gibt, darf man die Jungs von All shall be well schon als ernst zu nehmende Konkurrenz zu ferst, etablieren Größen im Post-Genre ansehen. Insgesamt beinhaltet das Album Stücke, emotional und leicht aufbrausend zu gleich. Was vor fast 10 Jahren begann und wo die Band heute steht, hat durchaus Anerkennung verdient. Das neue Album ZWARTGROEN legt einen weiteren Grundstein dafür. Nicht nur für die Band selbst, sondern auch für den modernen Post-Rock im Jahr 2020. Release diese Woche am 20. Februar. Links zu All shall be well:
ZWARTGROEN Songliste / Dauer:
0 Comments
Leave a Reply. |
Labels
Alle
"Die Musik ist die Sprache der Leidenschaft." Autor:
Archiv
Februar 2024
Hier geht es zur alten Seite von Gezeitenstrom auf Blogger.com
|