Mit Ihrem Debütalbum „Nadira“ sorgt die Münchner Post-Rock Formation Pictures from Nadira für Aufmerksamkeit im Genre. Das auch auf internationaler Ebene. Doch die Münchner stehen erst am Anfang einer Karriere. Mit jeder Session steigt das Musikverständnis und auch die Kreativität der Band, die 2017 endlich als etablierte Größe auch live durchstarten wollen. Gezeitenstrom Musik beleuchtet die Band, Geschichte, Ihre Ziele und Ambitionen in einem kleinen Interview.
Stellt doch bitte die Band einmal kurz vor, die Mitglieder, die Gründung, wie habt ihr zu einander gefunden?
Pictures from Nadira sind Uli und Stefan an den Gitarren, Chris an den Drums sowie Kai an Bass und Synth. Uli und Stefan haben schon zuvor in anderen Bands zusammen gespielt und wollten dann aber eher was Atmosphärisches machen und haben Pictures from Nadira gegründet. Chris ist unser Papa Schlumpf und trommelt schon seit über 20 Jahren in unterschiedlichen Kapellen. Er wollte die Sticks eigentlich schon an den Nagel hängen - wäre da nicht seine Liebe zum Post-Rock. Per Annonce haben sich die drei dann zufällig gefunden, nachdem sich die Suche nach einem Drummer zunächst als sehr schwierig erwies. Ähnlich kompliziert war es dann noch einem passenden Bassisten zu finden. Nach mehreren Auditions und Gastspielen unterschiedlichster Kandidaten über einen längeren Zeitraum kam schlussendlich Kai als letzter Anfang 2015 dazu und komplettierte die Band damit perfekt.
Nadira ist Euer Debüt, erzählt ein wenig über den Hintergrund und den Entstehungsprozess.
Wir sind Anfang 2015 mit ein ganzen Schwung Songs gestartet und haben viel live getestet um den Spannungsbogen zu prüfen. Wo entsteht transzendentale Atmosphäre - wo werden Sachen vielleicht zu oft wiederholt - einer der Kernpunkte oder auch Kernprobleme bei Postrock.
Ende 2015 hatten wir ein Set mit dem wir zufrieden waren und haben begonnen die Songs im Proberaum aufzunehmen, mit dem Ziel das ganze dann professionell mischen und mastern zu lassen. Das war lehrreich und zäh gleichermaßen. Wir lernten die Songs und was wir spielen dadurch richtig gut kennen und konnten das auch für Live Auftritte optimieren und umsetzen. Als alle Tracks nach Monaten dann endlich beim Mischer gelandet sind waren wir an einem Punkt wo wir gesagt haben „Jetzt würden wir alles nochmal neu aufnehmen. Jetzt wissen wir endlich wie wir die Songs wirklich haben wollen“
Es hat eine Menge Mut gekostet alles hinzuschmeißen und nochmal von vorne in einem Tonstudio anzufangen. Im Nachhinein haben wir aber den Glücksgriff überhaupt gezogen. Stephan Ebertshäuser vom Panorama Tonstudio war der erste, der gesagt hat wir können alles „so wie es ist“ bei im live einspielen.
Ansonsten war die einhellige Meinung all jener mit denen wir über Aufnahme und Workflow gesprochen haben, dass Hall & Delay erst nach der Aufnahme dazu gemischt werden. Und so ganz trocken auf klick hat uns immer das organische, lebendige gefehlt. Dazu muss man sagen dass wir dieses Jahr eine Festival Show aufgezeichnet haben, und wir waren so begeistert von unserem Sound. Der eben viel lebendiger und ehrlicher war als alles was wir bis dato am Rechner zusammen gemixt hatten.
Wir haben dann im Herbst im Studio alles quasi „am Stück“ an einem Tag eingespielt. Keine Overdubs und eben auch nur eine Spur pro Instrument. Das war bei unseren Songlängen natürlich nicht ganz easy, aber im Prinzip war all der Aufwand der letzten zwei Jahre bis dahin nicht für die Katz sondern hat uns genau an diesen einen Punkt, diese eine Aufnahme gebracht. Und das Studio war in Lage und Atmosphäre perfekt, auf dem Land und in der Natur - in einem verchromten Studio mit weißem Teppich in der City wäre das Ergebnis auf alle Fälle sehr viel nüchterner, steriler ausgefallen. Am Ende der langen Geschichte bleibt zu sagen das wir überrascht waren und aus einer anfänglichen Demo CD ein echtes Album geworden ist Wie läuft bei Euch der kreative Prozess des Musik-schreibens ab, spontan oder eher durch Brainstorming? Woher kommen die Ideen für die Songs?
Die Frage stellen wir uns auch gerade, da wir schon an neuem Material arbeiten und viel über die bzw. auch über neue Herangehensweisen philosophieren. Im Endeffekt wird aber meistens sehr klassisch immer wieder über ein neues Riff gejammt bis man das immer weiter ausarbeitet. Das mehrmalige Anhören von Probenaufzeichnungen ist dabei wahrscheinlich das Kernelement um zu überprüfen ob das Feeling stimmt.
Manche Songs sind ultra- kompliziert und wurden lange ausgefuchst - und stellen bisweilen immer noch eine Hürde dar. Andere wurden gejammt und sind dann fast genauso im Set und auf dem Album gelandet. So technisch Musik machen manchmal sein kann, so geht es doch um Emotionen. Wenn was geil ist, dann finden wir das alle so. Und das macht eben auch eine Band aus. Mit welchen Bandgrößen würdet ihr gerne die Bühne teilen?
Vielleicht wären mit uns keine Post-Rock Bands auf der Bühne, sondern gern eine Mischung aus Atmosphäre, Harmonien, Progressive und Auf-Die-Fresse. Musikgeschmack und Bewunderung für Bands können innerhalb der Band auch die unterschiedlichsten Fraktionen bilden. Darum vier Antworten auf diese Frage:
Opeth
Two Gallants
Russian Circles
Bear's Den
Wie schätzt Ihr die Musikszene in München ein?
Das große Problem für jeden Kulturschaffenden in München ist Platz und Raum - der ist knapp und nicht bezahlbar. Ateliers, Proberäume, Bühnen - alles das ist nicht einfach zu bekommen. Und wenn was wegkommt, dann ist es weg und kommt nicht wieder. Das ist schon der Killer für Kultur und Subkultur. Durch die Digitalisierung entstehen Szenen aber auch nicht mehr so lokal wir früher.
Gleichzeitig gibt es aber doch viele Möglichkeiten für Bands und davon gibt es einige geile Truppen in München. Zum Beispiel Donnerstags beim Bergfest im 8Below kann sich jeder davon überzeugen. Man vergisst auch gern, dass wir zusätzlich zu all den kleineren und mittleren Events hier mit dem Free & Easy im Backstage und dem Theatron Musik Sommer zwei Riesige Festivals haben, die auch junge Bands supporten.
Was kann man von Euch in Zukunft erwarten?
Das ist für keinen von uns die erste Band und wir sind auch nicht mehr Anfang 20. Jeder hat also einen Weg hinter sich gebracht um zu dieser Konstellation zu kommen in dem man sich so wohl fühlt und keinen Kompromiss eingehen muss - Das werden wir so schnell nicht aufgeben! Sukzessive kann die Band gerne größer werden - solange wir das Tempo bestimmen können.
Musikalisch betreiben wir gerade eine Art mentalen Reset um völlig befreit neues Material für das nächste Album schaffen zu können. Wie man schon an den verschiedenen Musikgeschmäckern und Einflüssen sieht kann es in verschiedene Richtungen gehen und ausgebaut werden. Zur Zeit spielen wir zum Beispiel viel mit mehr elektronischen Einflüssen.