Die deutsche Band Kokomo hat mit ihrem einprägsamen Post-Rock eine steile Karriere hingelegt. Immer gern gesehene Gäste bei Festivals, ist die Formation aus Duisburg längst eine fest etablierte Größe im Genre. 2016 gab es das neue Album Monochrome Noise Love und zahllose Liveauftritte. Da das Jahr langsam sich dem Ende neigt, zieht Gitarrist Rene Schwenk von Kokomo für uns einmal ein Fazit in einem Interview mit Gezeitenstrom Musik.
Monochrome Noise Love wurde im Frühjahr 2016 veröffentlicht
Zuerst einmal: Wie geht es Euch allen? Vielen Dank, uns geht es ziemlich gut zurzeit. Der ein oder andere kränkelt zwischendurch mal, aber sonst können wir uns nicht beklagen.
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, wie fällt Euer Fazit aus, war es ein erfolgreiches für die Band? Für uns war es ein großartiges Jahr. Wir haben 'Monochrome Noise Love' rausgebracht, eine Tour und viele schöne Konzerte gespielt. Das Album auf Vinyl war nach nicht einmal zwei Monaten ausverkauft und wir starten gerade die Preorder für das Re-Release. Wir hätten niemals gedacht, dass es innerhalb so kurzer Zeit dazu kommen wird, und sind sehr glücklich darüber. Monochrome Noise Love ist Euer aktuelles Album, liest man sich Reviews durch, gehen die Meinungen auseinander. Schenkt Ihr die Kritik Beachtung oder ist das eine eher persönliche Meinung vom Redakteur? Das hab ich gar nicht so wahrgenommen. Erst einmal freut man sich natürlich, wenn Kritiker positiv über unsere Musik schreiben und sicherlich gibt es auch immer wieder Kritiker, die wir nicht überzeugen können. Manchmal ärgert man sich dann schon, vor allem wenn man merkt, dass sich die Kritik eigentlich eher gegen das gesamte Genre richtet. Ich kann total verstehen, wenn man seine Schwierigkeiten mit instrumentaler Musik hat und hab auch kein großes Problem damit, wenn man das in einer Kritik auf unserem Rücken austrägt, aber ich weigere mich eine Kritik anzunehmen, die sagt: „Eigentlich wurde mit This Will Destroy You und ISIS(?) alles gesagt.“ Es gibt so viele unglaublich gute Bands, die alle ihre Daseinsberechtigung haben und Menschen auf der ganzen Welt begeistern. Wir wissen natürlich, dass wir das Rad nicht neu erfunden haben, aber wir haben großen Spaß an der Sache, und wenn wir ein paar Menschen mit unserer Musik etwas glücklicher machen können, dann nehmen wir konstruktive Kritik gerne an, machen aber trotzdem einfach unser Ding.
"Wir nehmen alles um uns herum auf.."
Ihr habt auf dem Dunk! und VIVID Festival gespielt, ist das schon der Olymp für Euch in Sachen Festivals oder wie möchtet Ihr das steigern? Das kann ich so gar nicht beantworten. Wir haben ein ganz besonderes Verhältnis mit dem Dunk! Festival, das kann man auch überhaupt nicht mit anderen Festivals vergleichen. Wir haben bereits fünf Mal dort gespielt und sind ganz eng mit den Veranstaltern befreundet, außerdem sind sie ja noch unser Label. Neben dem VIVID haben wir zum Beispiel auf dem Aloud Music Festival in Spanien und dem Astral Festival in Russland gespielt. Immer war es so, dass man die Organisatoren der Festivals schon von anderen Festivals her kannte. Es ist fast wie eine große Familie und man teilt die Begeisterung für die Musik und das ganze Drumherum. Aber natürlich gibt es zur Zeit noch viele andere interessante Festivals mit großartigen Bands wie das ArcTanGent in England oder das Incubate und das Roadburn Festival in Tilburg. Klar würden wir da bei einer Einladung drüber nachdenken.
Generell seid Ihr viel auf Tour, findet Ihr überhaupt noch Zeit, neue Songs zu schreiben? In diesem Jahr ist es tatsächlich das erst mal, dass wir uns nach der Tour nicht sofort an das Schreiben neue Lieder gesetzt haben. Seit es Kokomo gibt, waren wir immer ziemlich aktiv mit Lieder schreiben, Konzerte spielen, Studio bauen und so weiter. Nach 8 Jahren tat es jetzt auch mal ganz gut, das alles etwas entspannter anzugehen. Wir haben zwischendurch etwas rumgespielt und ein paar Ideen aufgenommen, aber wir machen uns da überhaupt keinen Stress. Welche Inspirationsquellen zieht Ihr heran, um neue Lieder zu erschaffen? Alles. Wir nehmen alles um uns herum auf. Vor allem natürlich Musik, die uns begeistert und auch emotional anspricht, aber auch Filme, Bücher, Menschen inspirieren uns für neue Lieder. Manchmal sind es aber auch einfach spezielle Klänge oder ein bestimmter Gitarreneffekt, auf dem ein Lied aufbaut. Es ist immer von der eigenen Befindlichkeit und der Situation an sich abhängig.
Im Januar auf Tour mit Mumrunner
Stehen denn schon neue Songs in den Startlöchern und wird es bald ein neues Album geben? Nein. Wir haben im Moment ein paar Projekte nebenbei laufen und irgendwann setzen wir uns dann auch wieder zusammen und arbeiten konkret an neuen Ideen. Keine Ahnung, ob es nächste Woche passiert oder erst in ein paar Jahren. Ihr engagiert Euch viel für die Flüchtlingshilfe, beispielsweise Projekt Seehilfe. Ich bin auch der Meinung, dass Musik Menschen verbinden soll und muss. Erzählt ein wenig über Euer Engagement. Wir haben einfach ein solches Glück, dass wir mit unserem Hobby rumreisen können, Menschen treffen dürfen und eine gute Zeit zu haben. Nachdem wir über Jahre hinweg für Konzerte und die Alben immer draufzahlen mussten, bleibt mittlerweile immer wieder auch was übrig und für uns war sofort klar, dass wir so gut es geht auch wieder was zurückgeben müssen. Die Leute von Seehilfe leisten großartige Arbeit. Wir haben uns vor einiger Zeit über das Deaf Row Festival kennengelernt und wollten einfach helfen.
Im Januar geht es auf Tour mit Mumrunner aus Suomi, das wird sicher ein Spaß mit den Finnen oder? Freut Ihr Euch schon darauf? Na klar. Wir kennen den Sauli von Mumrunner schon von unserer Tour mit Revival Hymns. Und wissen daher auch, dass es ganz witzig mit Finnen auf Tour sein kann. Wir wissen zwar noch nicht, wie es ist in der ersten Januarwoche zu touren, aber vielleicht haben die Finnen ja ein paar Tipps, wie wir uns warmhalten können.
Eure Pläne für das neue Jahr 2017? Habt Ihr persönliche Ziele, die es gilt, anzupeilen? Vielleicht fragen wir mal bei dem ein oder anderem Festival an ;)
Kokomo schliessen das Jahr 2016 mehr als erfolgreich ab.