Mangelnde Inspiration kann man den Musiker und Soloinstrumentalisten Jan-Dirk Platek nicht vorwerfen. Besser bekannt mit seinem Projekt We Deserve This erschafft der kreative Kopf fast schon monatlich neue Werke und Songs, mit einer breiten Fanbasis wohlgemerkt.
Doch das ist Vergangenheit – neue Perspektiven will Jan nun mit seinem Künstlernamen angehen. Weg vom Post-Rock und hinein in die Welt der modernen Klassik. „They Dream In Heaven“ ist das erste Minialbum des gebürtigen Velberter. Wir haben Jan-Dirk ein paar Fragen zum aktuellen Stand seiner Musikkarriere befragt.
Wie bist du zur Musik gekommen? (Man liest viel über deinen Großvater)
Ich habe schon im frühen Kindesalter Musik lieben gelernt. Mein Großvater war Musiklehrer an einer Schule in Mülheim a.d Ruhr. Er spielte mir oft klassische Stücke auf dem Klavier vor und versuchte mir, die Grundlagen der Musiktheorie spielend und ohne Zwang beizubringen. Durch die Scheidung meiner Eltern lebte ich einen Teil meiner Kindheit bei ihm und hatte so auch die Gelegenheit, mich alleine am Klavier auszutoben. Wenig später begann ich dann, Schlagzeug zu lernen. Das Fundament meiner musikalischen Früherziehung wurde alleine durch meinen Großvater gegossen. Erst viel später begann ich dann, Gitarre zu spielen. Das Verstehen dieser 6 Saiten fiel mir durch den frühen Kontakt zum Klavier natürlich sehr leicht. Ich habe meinem Großvater also eine Menge zu verdanken. Ohne ihn und seine Vorbildfunktion wäre ich vermutlich niemals zur Musik gekommen.
Warum die Änderung von We Deserve This zum eigentlichen Real-Namen?
Es handelt sich hierbei hauptsächlich um einen Richtungswechsel hin zu klassischer, elektronischer und Ambient artiger Musik. We Deserve This war eigentlich, bis auf ein paar Ausnahmen, hauptsächlich Post-Rock. Ich arbeitete immer mit diesen typischen Post-Rock Elementen. Ich merkte aber Anfang 2016, dass ich gerne mehr in den Ambient Bereich gehen würde. Um die Post-Rock Gemeinde nicht zu verschrecken oder möglicherweise zu enttäuschen, war die einzige Möglichkeit unter meinem eigenen Namen Musik aufzunehmen. Ich bin stolz wirklich stolz auf das, was ich mit We Deserve This erreicht habe. Aber im Laufe der Jahre ändern sich natürlich auch die Hörgewohnheiten.
Ich höre inzwischen kaum noch Post-Rock oder Post-Metal Bands sondern eher ruhigere und entspannter Musik. Clemens Christian Poetzsch beispielsweise, hat mich mit seinen Piano Versionen von Rammstein Songs vollkommen beeindruckt. Danach bestellte ich mir seine eigene CD die mir eine komplett neue Welt zu zeigen schien. Auch Künstler wie HeklAa, Hammock, Slow Meadow, Musicformessier und Nils Frahm offenbarten mir neue Inspirationen - alles instrumental aber meilenweit vom typischen Post-Rock entfernt. Man könnte eigentlich auch sagen, das ich ruhiger geworden bin. We Deserve This macht jetzt erst mal Pause. Ich möchte mich meinen neuen Inspirationen widmen und das geht leider nicht unter dem Namen We Deserve This. Aber wer weiß, vielleicht habe ich auch bald wieder Lust auf Schlagzeug, Bass und Gitarre. We Deserve This hat sich schlafen gelegt, wird aber bestimmt auch wieder aufwachen.
Wie war/ist die Arbeit mit Fluttery Records und Pretty in Noise?
Für mich war/ist es einfach schön, auf einem recht bekannten Post-Rock Label wie Fluttery Records zu veröffentlichen. Ich erreiche viele neue Hörer durch den Deal mit Fluttery Records. Die Leute hinter dem Label sind einfach nette, Musik begeisterte Zeitgenossen. Bei Pretty in Noise war ich längere Zeit als Autor tätig. Es war spannend über brandneue Musik schreiben zu können. Durch Zeitmangel musste ich diese spannende Arbeit aber leider einstellen. Marc Michael von Pretty in Noise fragte mich in dieser Zeit, ob ich nicht einen Song auf Pretty In Noise Records veröffentlichen wolle. Ich fand die Idee super. Es war eine schöne und Erfahrungsreiche Zeit bei Pretty in Noise.
Woher bekommst du deine Inspiration für deine Songs?
Inspirationen kommen bei mir eigentlich durch andere Künstler, aber auch Ereignisse im Leben hinterlassen ihre Spuren. Musik ist für mich eine Ausdrucksform, die dem Schreiben eines Tagebuchs recht nahe kommt. Um nichts zu vergessen, dokumentiere ich musikalisch Phasen meines Lebens. Jeder Song entspricht in etwa einer Seite eines Tagebuchs. Mit allen Höhen und Tiefen.
They Dream In Heaven ist deine neue EP, was bedeutet das für dich?
„They Dream In Heaven“ ist der erste Versuch, abseits des engen Korsetts namens We Deserve This Fuß zu fassen. Es ist eine EP, die ich unter dem Namen We Deserve This niemals hätte veröffentlichen können. Es war mein Wunsch eine neue Richtung einzuschlagen und die EP ist der erste Schritt in eine andere, für mich persönlich spannendere Richtung.
Deine Ziele für die Zukunft?
Das ist eine wirklich schwere Frage. Eigentlich versuche ich immer dieses Wort „Ziele“ zu vermeiden. Es klingt für mich immer nach Vorstellungsgespräch („wo sehen Sie sich in 5 Jahren“). Ich möchte einfach nur meine Musik in möglichst viele Ohren bringen. Ob das gelingt, weiß ich nicht. Dieses Interview ist vielleicht ein guter Weg, einige neue Hörer zu erreichen. Außerdem möchte ich mehr Zeit für die Fotografie investieren. Fotos zu machen kommt dem kreative Prozess des Musik Schreibens unglaublich nah und hat eine ähnlich entspannende Wirkung auf mich. Am wichtigsten jedoch sind meine beiden Kinder. Ich möchte ihnen den Weg durch die Gegenwart zur Zukunft so schön wie möglich gestalten.
Abschließend - "We Deserve This" - Was haben wir denn deiner Meinung nach verdient?
Das liegt im Auge des Betrachters. Der eine freut sich, dass er sich seinen Lohn am Monatsende verdient hat. Andere freuen sich über den Misserfolg eines anderen und sagen „das hat er/sie verdient“. „Verdienen“ hat sowohl negative als auch positive Bedeutungen. Wenn ich aber auf die Frage antworten muss: "Ihr verdient mehr Ruhe. Der Alltag und die hektische Zeit verlangt nach meiner neuen EP „They Dream In Heaven“. Entschleunigt Euer Leben, senkt die Pulsfrequenz. Das habt Ihr Euch verdient.“ Zum Abschluss also nochmal Self Promotion mit Herz. ;-)
Mit der aktuelle EP "They Dream In Heaven" beschreitet Jan-Dirk Platek neue Wege im Genre der modernen Klassik. Die EP gibt es unter der Rubrik "name your price" auf Bandcamp zum Herunterladen.