Ewian Christensen ist der kreative Kopf hinter dem Musikprojekt EWIAN. Das vierte Album mit dem Titel Of Those Who Drown to Live erblickte letzte Woche das Licht der Welt und findet großen Anklang bei Presse und den Fans. Es ist ein Album, welches sich ganz weit weg vom Mainstream positioniert, mit der eigenen Klanggebung und Vielfalt, so ein Satz aus unserer Review. Zeit, Ewian dazu ein paar Fragen zu stellen und sein Projekt aus Bild und Ton näher zu verstehen.
Gründer Ewian Christensen stammt aus Lettland und lebt nun in Landau.
Hallo Ewian, wie geht es Dir im Moment? Im Augenblick bin ich einfach nur glücklich, das vierte Album releast zu haben. Es ist immer ein besonderer und aufregender Moment ein Schöpfungswerk, an dem man lange gearbeitet hat, der Öffentlichkeit zu präsentieren. Eine Portion Stolz ist ebenso dabei, genauso wie ein wenig Wehmut, denn mir ist klar geworden, dass ich das Tempo drosseln muss. Ich werde nun abwarten was, noch so passiert.
Du hast eine beachtliche Fanbasis aufbauen können. Welche Gefühle hast du mit dem Hintergedanken, mit deiner Musik so viele Menschen erreichen zu können? Danke. Das Gefühl ist zwiespältig. Auch wenn es vielleicht viele Künstler verdrängen, aber je bekannter man wird, desto mehr steigt auch der Einfluss und damit die Verantwortung. Manche Fans berichten mir, in welcher Weise die Musik ihnen in schwierigen Lebenslagen geholfen hat. Das stimmt mich froh. Aber natürlich könnte da auch ein unbekannter Teil an Personen sein, denen die Musik geschadet hat. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber möglich. Dessen bin ich mir vollkommen bewusst. Der Großteil der Menschen nutzt Musik zur Stimmungsregulation und ich denke, dass das bei EWIAN auch so sein wird. Vielleicht sogar bei EWIAN ganz besonders.
Über die Musik hinaus könnte ich meine Position nutzen, um eine bestimmte Weltanschauung zu verbreiten. Das habe ich bisher vermieden, da ich ungern missioniere. Ich schließe aber nicht aus, dass ich das irgendwann tue. Aus Gründen, die sich mir jetzt noch nicht erschließen. Alles in allem kann ich jeden Künstler verstehen, der unter dem Druck der Öffentlichkeit zusammenbricht - ich kann nur im Ansatz erahnen, was es bedeutet RICHTIG bekannt zu sein.
Erinnerst du dich an deine erste Studio-Erfahrung und wie war das für dich? Ähm, ja. Wenn du die ersten Versuche meinst, Musik aufzunehmen, dann muss ich an meine frühe Studienzeit denken. Damals (das müsste Anfang 2000 gewesen sein) habe ich in meinen Studentenzimmer in der Argonnenkaserne in Weingarten bei Ravensburg mein erstes Album "Desire Machine" unter dem Pseudonym "registry 3x" am Computer aufgenommen und meinen Nachbarn zur Verzweiflung gebracht (vor allem mit meinem Gesang). Danach habe ich Schritt für Schritt mein eigenes Studio aufgebaut, bis ich 2013 erstmals einen einigermaßen vernünftigen Sound hatte und EWIAN mit dem Release der EP 'We Will Never Grow Old' im Jahr 2013 begründete. Der Rest ist Geschichte. :)
Die Geschichte stand im Vordergrund
Of Those Who Drown to Live, das vierte Album von EWIAN.
Of Those Who Drown to Live ist eine akustische Biografie über Dich. „Von denen, die ertrinken, um zu Leben“ - Wie oft bist Du schon „ertrunken“ um dich neu zu finden? Gut erkannt! Dreimal insgesamt. Ich kann an dieser Stelle allerdings nicht näher darauf eingehen, ich hoffe, ihr alle versteht das.
Deine Songs sind sehr kreativ und stilistisch an vielen Musikbereichen angelehnt. Wie entscheidest Du, welches Stilmittel am Besten für einen Song geeignet wäre? Es gibt ein entscheidendes Kriterium: Repräsentation, das heißt, welcher Stil, welche Sounds, welche Instrumente usw. vermitteln am Besten das GEFÜHL und die THEMATIK, die hinter einem Song steckt und transportiert werden soll. Das alles geht natürlich auf Kosten der Homogenität eines Albumsounds. Beim Vorgängeralbum 'Heart Crash Boom Bang' habe ich auf Homogenität geachtet (einheitliches Klangerlebnis des Hörers). Bei 'Of Those Who Drown to Live' konnte das nicht funktionieren, da die Thematiken der Songs extrem unterschiedlich waren. Hier stand die Geschichte im Vordergrund, nicht die Homogenität.
An welchen Song auf dem Album hast Du am längsten feilen müssen, damit er perfekt war. Und welcher Song stand in Null Komma Nichts auf dem Papier und warum? Das Stück Box of Pandora war schwierig zu finalisieren. Viele verschiedene Electro-Sounds, untypischer Songaufbau, 3D-Sounds, Stilwechsel. Hier war es vor allem herausfordernd, den Raumklang gut hinzubekommen (Verteilung der Instrumente auf mögliche Raumpositionen). Des Weiteren musste hier der Text (der eh meistens einer der schwierigsten Parts ist) 100% passen. Leichter war 'The Final Breath'. Wenige und typische EWIAN-Elemente wie Gesang, akustische und verzerrte Gitarren bilden einen typischen Songaufbau.
Zeit, das Tempo zu drosseln
Zu jedem der 12 Songs wird ein Video veröffentlicht welches in eine Gesamtgeschichte eingebettet ist. Drei Jahre Arbeit stecken darin. Erzähl ein wenig zur Hintergrundgeschichte. Vor langer Zeit habe ich angefangen, ein Buch zu schreiben. Es hieß 'Von Ewian der ertrank'. Etwa 100 Seiten habe ich geschafft, bis ich gemerkt habe, dass meine schriftstellerischen Qualitäten nicht ausreichen. Die Geschichte dahinter fand ich aber inspirierend. Heute, ca. 10 Jahre später wurde sie zur Vorlage für 'Of Those Who Drown to Live' - musikalisch und visuell.
Wie hat sich dein Musikverständnis im Bezug auf dem Vorgänger „Heart Crash Boom Bang“ gesteigert? "Gesteigert" nicht, nur verändert. Nicht als Teil einer Entwicklung, sondern um den Ansprüchen des neuen Albums gerecht zu werden. Ich hatte weiter oben schon darüber geschrieben - 'Of Those Who Drown to Live' musste soundmäßig einfach an Homogenität einbüßen.
Welchen Rat würdest du jungen Musikern geben, die sich als Profi durchsetzen wollen? Bleibt Euch immer treu.
Dein Ziel für die Zukunft? Stehen schon einige Punkte in der Agenda fest? Erstmal steht noch der Release von 12 Musikvideos an! 10 sind schon produziert. Danach ist das Ziel erst mal eine längere Pause. Nach fünf Alben, einer EP und einer Single (+20 Videos) in 5 Jahren wird es Zeit, das Tempo zu drosseln. Natürlich wird es ein fünftes EWIAN-Album geben und ich weiß auch schon, wie es heißen wird - die Frage ist nur wann.
Gezeitenstrom Musikmagazin wünscht EWIAN alles Gute für die Zukunft. Das Gespräch führte A. Schönauer.