Im Porträt heute eine aufstrebende deutsche Formation im alternativen Genre. Small Fires kommen aus Hamburg und haben ein beeindruckendes Debüt mit dem Titel One Beautiful Mess herausgebracht. Musikalisch kann man daher das Trio mit seinen Facetten aus Indie, Rock und leichten Dreampop Anleihen durchaus als ernste Konkurrenz ansehen. Wir stellen Euch die Drei Jungs und ihre Sicht auf dem nationalen Indie-Bereich etwas näher vor.
Zum derzeitigen Lineup gehören: Benjamin Galliers mit Stimme und Schlagzeug, Lars Dahlke an der Gitarre und Ruben Seevers am Keyboard, Bass und Gesang. Das Trio hat sich im Jahr 2015 gegründet und erste Konzerte in kleineren Hamburger Locations gespielt. Kennengelernt haben sich die Nordlichter auf eine einfache Weise. Lars und Ruben haben lange gemeinsam Musik gemacht und waren auf der suche nach einem Sänger. Benjamin meldete sich und im Proberaum wurde viel Musik gehört und darüber diskutiert. Es kristallisierte sich heraus, dass alle musikalische Lieblingselemente hatten. Von Knisterelektronik, über melancholische Soundwelten bis hin zu starken Melodien & Lyrics.
Benjamin erinnerte sich: „Irgendwann fing ich an zu Trommeln beim Singen und die anfänglich dominanten Computerbeats wurden mehr und mehr zu begleitendem Geknister und Geklicker umgestaltet. Die Reduktion auf live gespielte, pulsierende Beats, atmosphärischer Elektronik und Lars Gitarrensound hat unserer Musik gut getan, in diesem Setting entstanden schnell die ersten Songs.“
Ein fester Grundstein: Die Debüt EP
Das Debüt: One Beautiful Mess EP
Nach und nach bastelte man einem Debüt in Form einer EP. Es entstand One Beautiful Mess (review hier) mit vielschichtigen Songstrukturen und Klangfarben. Beim Hören der Stücke wird man sanft aus der Welt gerissen mit akustischen und leicht elektronischen Gitarrenspielen, Basseinlagen und verträumten Klangfarben. Diese Mischung kommt an, die Jungs erhielten tolle Reaktionen bei ihren Liveauftritten. Dass Menschen die eigenen Lieder mitsingen, ist für die Hamburger aktuell auch so etwas wieder Zenit. Diese EP zeigt Lieder aus den ersten beiden Jahren der Bandgeschichte. „Set To Glow" war beispielsweise einer der allerersten Songs, den man gemeinsam geschrieben hat.
Wie Songs bei Small Fires entstehen ist immer unterschiedlich. Manchmal bringt einer der Jungs eine Idee oder einen Song mit, manchmal jammen sie gemeinsam im Proberaum+Studio drauf los. Neben dem Spielen wird auch immer am Rechner gebastelt, das Schreiben und Arrangieren geht Hand in Hand mit dem Programmieren unserer Elekronik-Elemente. Die Lyrics entstehen meist, nachdem die Musik da ist. Dabei holen sich Small Fires durchaus Inspirationsquellen von außerhalb heran. The Notwist und James Blake für ihre Soundwelt, Alex Turner für seine Lyrics, Blur für ihre Attitüde, Daughter und The XX für ihren Gitarrensound, Sylvan Esso für ihren reduzierten Sound, Portishead für ihre Intensität, Ry X für seine Ruhe.
Hoffnungen im Genre
Small Fires aus Hamburg in ihrer aktuellen Besetzung.
Small Fires sind im Genre zwar so etwas wie unbeschriebene Blätter doch man verweigert sich, auf einem Level mit dem Mainstream zu agieren. Ein löblicher und durchaus positiver Aspekt. Es mag sein, dass Small Fires tangential in die Pop-Ecke abdriften, die Musik der Hamburger Jungs unterscheidet sich deutlich vom aktuellen Radiogedudel.
Dabei sprechen die Jungs eine Situation an, die man nicht vergessen sollte: Es gibt so viel tolle Musik, die leider nicht wirklich gehört wird, weil die Unterstützung fehlt. Da sind viele Geldgeber, Vermarkter, Sender usw. leider sehr kurzsichtig und oft nicht mutig genug. Aber talentierte Musiker und inspirierende Bands gibt es auf jeden Fall, das macht Hoffnung, so die Meinung der Hamburger.
Benjamin meint dazu: „Sich dem Mainstream zu verschreiben, ist für uns aus mehreren Gründen keine gute Idee. Im Mainstream musst du in erster Linie Hörgewohnheiten bedienen (langweilig) und konkurrierst mit sehr zielgerichteten Songschreibern und Produzenten (schwierig). Wir stecken unsere Energie lieber in unsere musikalischen Ideen, breiten uns in unserer Soundwelt aus ... und wenn ein Hit dabei entsteht, haben wir nichts dagegen!"
Für die Zukunft man Small Fires auch schon feste Pläne im Kopf, die man bald angehen möchte. Geplant ist ein Album und auch mit vielen Liveauftritten kann man rechnen. Und vielleicht entdeckt das ein oder andere Label die sympathische Truppe aus Hamburg, denn das wäre für die Drei ein ganz großer Traum. Und ist man ehrlich – verdient hätten es die Hamburger auf jedem Fall.
Gezeitenstrom Musikmagazin wünscht Small Fires alles Gute für die Zukunft und richtet liebe Grüße in unsere alte Heimat Hamburg. (as)